Menschen und Beleuchtung: Superstars im Untergrund

Hinter jedem Unternehmen stehen die Menschen, die dort arbeiten. Seit mehr als hundert Jahren steht Schréder dank seiner Mitarbeiter im Bereich Beleuchtungstechnik weltweit an der Spitze. Im Laufe des Jahres 2022 werden wir uns mit den Menschen beschäftigen, die Schréder zu dem machen, was es ist, und dabei ihre Laufbahn, ihre wichtigen Projekte und ihre Gedanken zur Entwicklung der Beleuchtungstechnik unter die Lupe nehmen.


Bei der Planung und Konzeption von Tunnelbeleuchtungslösungen leistet Schréder seit Jahrzehnten Pionierarbeit. Von der Nutzung des bei der Beleuchtung von Autobahnen für die Straßentunnelbeleuchtung gewonnenen photometrischen Know-hows bis hin zur Integration modernster computergestützter Steuerungssysteme – stets übertreffen wir die Spezifikationen oder erfüllen wir umfassend die Vorgaben der Internationalen Beleuchtungskommission CIE. Wir haben Beleuchtungslösungen für Tunnel im Gebirge, unter Kanälen und im städtischen Umfeld entwickelt. 

Die LED-Beleuchtung und modernsten Steuerungssysteme, die für deren optimalen Einsatz sorgen, eignen sich mittlerweile auch für Straßentunnel jeder Größe und Art. Sie sorgen für echte Vorteile im Hinblick auf den Stromverbrauch, die Zugänglichkeit für Rettungskräfte und den Fahrkomfort. Autobahnbetreiber, Stadtverwaltungen und Tunnelplaner in aller Welt erkennen den Nutzwert von Investitionen in neue Tunnel bzw. in die Nachrüstung bereits vorhandener Tunnel mit LED-Leuchten. 
 

Das Schréder STAR Team reist in die ganze Welt, um intelligente Tunnelbeleuchtungsprojekte zu installieren und in Betrieb zu nehmen

Wir haben mit Mitgliedern des Schréder STAR-Teams (Schréder Technical Assistance and Response) darüber gesprochen, wie sie gemeinsam mit Kund*innen aus aller Welt sichere, nachhaltige Tunnelbeleuchtungslösungen entwickeln. Corentin Dantinne, Maxime Gillet und Simon Bernard sind nach ihrem Studium des Bauingenieurwesens in Lüttich bei Schréder als Ingenieure im technischen Vertriebssupport eingestiegen. Trotz ihres noch jungen Alters verfügen sie über umfangreiche Erfahrungen mit Tunnelsteuerungssystemen und deren Integration in SCADA-Systeme (Supervisory Control and Data Acquisition / Überwachung, Steuerung und Datenerfassung). 
 

Am Anfang steht der Kunde…

Maxime Gillet: Zunächst besprechen wir alle Aspekte des Projekts. Der Kunde legt seine Spezifikation vor – was schwebt ihm vor? Wünscht er die kosteneffizienteste Lösung, eine spezielle Ästhetik, ganz bestimmte Werkstoffe, genießt die Energieeffizienz absolute Priorität? Wir unterstützen die Kund*innen dabei, ihre Zielsetzungen zu realisieren. Danach besprechen wir die Steuerung. Wünscht der Kunde eine einfache Lösung nur für das Ein- und Ausschalten? Dimmsysteme? Oder gleich den Mercedes unter den Steuerungsoptionen? 


Dann kommen wir auf die Planung zu sprechen …

Corentin Dantinne: Meine Aufgabe ist im Wesentlichen die Beleuchtungsplanung. Ich muss sicherstellen, dass die Beleuchtung der CIE-Kurve für die Tunnelbeleuchtung entspricht, damit die Fahrer*innen bei der Einfahrt in den Tunnel nicht unter dem Black-Hole-Effekt leiden und sich ihre Augen bei der Ausfahrt wieder an das Tageslicht gewöhnen können. So werden gefährliche Blendungen vermieden. Ich arbeite mit Ulysse, einem von uns selbst entwickelten Beleuchtungsdesignprogramm. 

Ich finde die beste technische Lösung für die Umsetzung der Wünsche der Kund*innen, lege die Positionierung der Leuchten fest und sorge dafür, dass das gesamte Know-how über die Photometrie, das wir im Laufe der Jahre erworben haben, zum Einsatz kommt. Maxime und Simon konzipieren das Steuerungssystem.

Corentin Dantinne - Schréder Sales Support Engineer
Corentin Dantinne
Ingenieur im technischen Vertriebssupport der Unternehmensgruppe

Simon Bernard: Ich erstelle dann eine Datenbank für das Steuerungssystem. Mit der Advanced Tunnel Solution 4, die wir gemeinsam mit Phoenix Contact entwickelt haben, programmieren wir speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS), die direkt mit den Leuchten verbunden sind. Mit einer ATS-Einheit werden 240 Leuchten angesteuert. Der Kunde verfügt über umfassende Fernsteuerungsoptionen, und wenn die Integration in ein SCADA-System nötig ist, so ist auch das kein Problem. 
Das Steuerungssystem ATS 4 ist darüber hinaus auch für das DALI-Protokoll erhältlich. Dabei handelt es sich um eine interessante, kosteneffiziente Alternative für besonders lange Tunnel. 
 

Die Installation erfolgt schneller denn je …

Corentin Dantinne: Da die Technik heute flexibler ist als früher, hat der Kunde die Wahl, welche Art von Verkabelung verwendet werden soll. Die bereits vorhandenen Kabel können weiterverwendet werden. Wir können aber auch neue Kabel liefern, oder der Kunde entscheidet sich für Kabel eines anderen Herstellers. Durch das Plug-and-Play-System hat sich jedoch alles völlig geändert … Der Transport riesiger Kabeltrommeln zur Baustelle ist nicht mehr nötig. Beim Plug-and-Play-System verwenden wir heute im Werk vorkonfektionierte Kabel und Steckverbinder. Dieses System haben wir auch beim NorthConnex Tunnel eingesetzt, einem der längsten Tunnel in Australien. Der Kunde war begeistert.

Maxime Gillet: Beim Inbetriebnahmeverfahren prüfen wir, ob alles ordnungsgemäß funktioniert und ob das ATS alle Leuchten anspricht. Wir verfügen auch über eine Leuchtdichtekamera: Mithilfe eines einzigen Fotos können wir die Leuchtdichte am Standort präzise messen. Wir machen im Innen- und Außenbereich Fotos bei unterschiedlichsten Bedingungen. Wenn nicht gleich alles völlig in Ordnung ist, bessern wir nach, bis der Kunde hundertprozentig zufrieden ist und die Beleuchtung den geltenden Vorgaben entspricht. Das gelingt heute viel schneller als früher, als wir noch an verschiedenen Stellen mit einem Belichtungsmesser Messungen vornehmen mussten.

Simon Bernard: Die Arbeit vor Ort macht einen großen Teil unserer Tätigkeit aus. Es ist erstaunlich, wie oft wir für unsere Arbeit an Straßentunneln mit dem Flugzeug anreisen müssen … In der Regel verbringen wir etwa jeweils zehn Tage am Stück vor Ort auf der Baustelle, um die Systeme einzurichten und zu testen, um nachts zu arbeiten und die Tunnelbetreiber in die Funktionen der Anlagen einzuweisen. Schréder hat bereits auf allen Kontinenten (außer in der Antarktis) Tunnel gebaut. Es ist wirklich faszinierend, wie wir die Tunnelbeleuchtung an die unterschiedlichen Bedingungen angepasst haben – von der Wüste bis zur Küste.
 

Und das gilt auch für die Wartung …

Maxime Gillet: Für Veränderungen und Wartungsarbeiten im Tunnel muss dieser gesperrt werden, was natürlich enorme Verkehrsbehinderungen verursacht. Wenn wir vor dem Abschluss eines Projekts vor Ort Tests durchführen, beginnen wir normalerweise um 23 Uhr mit der Arbeit und sind fertig, wenn der Tunnel um 5.00 oder 6.00 Uhr morgens wieder freigegeben wird. Doch dank dem Steuerungssystem ATS weiß man bereits vorab genau, wo das Problem liegt. Man kann es daher vor Ort zielgerichtet und schnell beheben. 

Der Tunnel muss folglich nicht die ganze Nacht über gesperrt werden. Das spart dem Wartungspersonal Zeit, dem Tunnelbetreiber Geld und vermeidet Verkehrsbehinderungen für die Tunnelnutzer*innen.

Maxime Gillet - Schréder STAR team
Maxime Gillet
Ingenieur im technischen Vertriebssupport der Unternehmensgruppe

Der Kunde wird in jeder Phase einbezogen …

Simon Bernard: Der/die Beleuchtungsbeauftragte begleitet uns beim Verfahren. Selbstverständlich überprüfen wir, dass alles nach Wunsch und einwandfrei funktioniert, bevor die Abnahme des Projekts erfolgt. Was die Bedienung des Steuerungssystems betrifft, so können wir die Einweisung im Nachhinein oder während des Verfahrens durchführen – ganz wie der Kunde dies wünscht. 

Wir können beliebig viele Mitarbeitende schulen, und zwar in dem Schulungsformat, das für den Kunden am besten geeignet ist. Steuerungssysteme bieten enorm viele Möglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, dass die Mitarbeitenden diese alle kennen.

Simon Bernard - Schréder STAR team
Simon Bernard
Ingenieur im technischen Vertriebssupport der Unternehmensgruppe

Unsere Arbeit ist die Beleuchtung, das ist nicht irgendeine x-beliebige technische Tätigkeit …

Maxime Gillet: Unsere Arbeit ist sehr speziell – sie ist nicht vergleichbar mit der Tätigkeit eines Programmierers in einer Bank oder in einer anderen Branche. Bei der Systemtechnik dreht sich alles um die Automatisierung. Sie erfordert ganz ähnliche Kenntnisse wie in vielen anderen Branchen auch. Doch das photometrische Know-how, das man braucht, um gute Arbeit zu leisten, das braucht man nur hier – und das macht die Arbeit erst richtig interessant.


Unsere Lieblingsprojekte haben alle eine Geschichte zu erzählen …

Corentin Dantinne: Bei mir war das zweifellos der Hugenottentunnel in Südafrika. Die Zusammenarbeit mit den Ansprechpartner*innen beim Kunden war hervorragend. Sie interessierten sich wirklich sehr für unsere Konzeption. Wir erhielten den Auftrag und begannen mit der Arbeit während der Pandemie. Es war keine einfache Zeit, doch mit dem Projekt hatten wir etwas, worauf wir uns ganz und gar konzentrieren konnten. 

Hugenottentunnel-Beleuchtungslösung in Südafrika

Maxime Gillet: Mein Lieblingsprojekt ist Tamoios, ein herausragendes Projekt im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, an dem ich zurzeit arbeite. Der Tunnel T3/T4 wird mit knapp über 5,5 Kilometern der längste Tunnel Brasiliens. Er ist mitten in den Bergen unweit der Küste gelegen. Bei der Arbeit dort oben hat man einen grandiosen Ausblick auf die Stadt. Der Tunnel ist ganz neu, innen sehr ansprechend gestaltet und in technischer Hinsicht faszinierend. 

Simon Bernard: Bei mir ist es auch der Hugenottentunnel. Er ist der erste Tunnel, dessen Beleuchtung komplett mit ATS 4 gesteuert wird. Wir haben mehr als 6.200 energieeffiziente LED-Leuchten in 48 Tagen installiert. Das ist nicht übel!
 

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